„Es ist leichter ein Atom zu zertrümmern als ein Vorurteil.“
Albert Einstein
Ab 14. Mai 2023 bis April 2024
Automädchen und Pferdejungs
Zu Rollenbildern im Spielzeug
Kann ein Mädchen, das leidenschaftlich mit Barbies spielt, später Geschäftsführerin eines Unternehmens werden? Wird ein Junge, der Waffen liebt, später auf jeden Fall kriminell? Solch zugespitzte Fragen bewegen die westlichen Erziehungsdebatten spätestens seit dem letzten Drittel des 20. Jahrhunderts.
Doch wie sieht es jenseits der kritischen Fragen von Eltern aus? Hat Spielzeug wirklich einen Einfluss auf das spätere Leben von Kindern? Und trägt es zur Ausbildung sogenannter „klassischer Rollenbilder“ bei, weil Gendermarketing die Kinder in Rollenklischees drängt? Sind die Rollenbilder des „starken, mutigen, mächtigen Mannes“ und der „treusorgenden und liebevollen Frau“ am Ende biologisch bedingt? Oder gibt es jenseits der Biologie das viel mächtigere, gesellschaftlich konstruierte „gender“ und eine „genderneutrale“ Erziehung würde zu offeneren Lebensentwürfen führen?
Vielleicht sind das Spielen der Kinder und die ideologische Aufladung durch die Erwachsenen doch zwei ganz voneinander getrennte Dinge? Wie viel „Rolle“ bauen die Erwachsenen den Kindern in ihr Spiel ein und welchen Vorurteilen und Klischees hängen wir aktuell immer noch nach?
All diesen spannenden Fragen wollen wir in unserer aktuellen Sonderausstellung Raum geben. Dabei stellen wir Spielzeug, Rollenbilder und Spielpraxis der letzten rund 200 Jahre vor und kontrastieren dies mit (vielleicht) irritierenden Aussagen zu Rollenklischees.
Stellen Sie sich und Ihre Rollenbilder doch selbst einmal auf die Probe…!
Der kleine Architekt
Vom Anker-Steinbaukasten bis Lego
Wieder haben verschiedene Sammler ihre Vitrinen oder ihre Kisten im Keller und auf dem Dachboden geöffnet und die Inhalte für die Ausstellung bereitgestellt. So entstand ein schöner Querschnitt von ANKER Steinbauwerken in Verbindung mit der alten Blecheisenbahn, eine Übersicht über die verschiedene Vielfalt der Jahrzehnte bis zum LEGO-Baukasten. Auch die moderne ANKER GmbH aus Rudolstadt hat einen Beitrag geleistet.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Baukästen meist aus Holz und es gab eine Vielzahl davon. Auf die Idee Bauklötze und Baukästen aus einer Art Stein, also viel schwerer als Holzbauklötze, herzustellen kam der Architekt Gustav Lilienthal. Zusammen mit seinem Bruder, dem Flugpionier Otto Lilienthal schufen sie aus Sand, Farbe und Leim ein Material, dass viel schwerer war als Holz, also konnten die daraus errichteten Gebäude nicht so einfach einstürzen. Sehr anschaulich wird dieses Herstellungsmaterial in der Ausstellung gezeigt. Die Gebrüder Lilienthal waren leider keine guten Kaufleute, so verkauften sie ihre Idee und die Fertigung an Friedrich Adolf Richter nach Rudolstadt. Der führte die Firma erfolgreich durch die Jahrzehnte und selbst nach den Wirren des letzten Weltkriegs und der Enteignung und Umwandlung in einen VEB während der DDR Zeit wurde in letzter Zeit eine neue Firma gegründet, die die alten Steine praktisch noch heute herstellt. Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten zeigt zum Beispiel der Teil der Ausstellung, der die Verbindung mit der Blecheisenbahn darstellt. Ein anderer Sammler hat aus seinem Fundus viel Material zur Verfügung gestellt, von dem wenigstens ein kleiner Teil gezeigt werden kann. Er zeigt die Entwicklung der ANKER-Steinbaukästen über ein ganzes Jahrhundert, in dem sich viel geändert hat, aber immer der Kunststein im Mittelpunkt stand. In der Nachwendezeit hatte eine englische Firma die Idee der Bausteine übernommen. Erstmalig wurden die ANKER-STONES mit Noppen versehen. Der Wandel zum LEGO-Stein war gelegt. Auch dem LEGO-Stein wird ein Teil der Ausstellung gewidmet.
Die Ausstellung ist befristet bis zum 18.06.2023 und auch bis zu diesem Tage zu besichtigen.
Es rattert, dampft und schnauft …
Spielzeugeisenbahnen
noch bis 19. Mai 2023
Gezeigt wird die Entwicklung der „Spielzeugeisenbahn“ vom einfachen Spielzeug hin zum Modell, bei dem auch die Anzahl der Nieten stimmt.
Es geht über alle Spurweiten von 1 bis Z und alle namhaften Hersteller von dampf-, uhrwerk- und elektrisch betriebenen Eisenbahnen. Auch die „Schiebeeisenbahn“ vom Bodenläufer bis Brio kommt nicht zu kurz.
Auf den Dampf im Museum werden wir mit Rücksicht auf unsere Rauchmelder leider verzichten müssen.
Weitere Themen sind die Entwicklung der Geschwindigkeit vom Adler bis zum ICE und besondere deutsche Züge wie den ersten TEE, den Airport Express, den Fliegenden Hamburger, den Rheingold, den Henschel-Wegmann-Zug oder die LBE.
Von unserem Partnermuseum Warabekan in Tottori kam der Shinkansen „Hikari“ in Blech als Geschenk. Er passt nahtlos in die Präsentation von „Kaufhauseisenbahnen“.
Doch nicht alles ist hinter Glas. Regelmäßige Schau-und Spieltage in der „Wilhelmsbader Regenpromenade“ laden zum Staunen und Mitmachen ein. An den Märklin H0-Tagen können sie gerne ihre Schätze aus dem Keller holen und bei uns Dampf (analog) machen.
Die Ausstellung wird ermöglicht durch viele Sammler, die, koordiniert durch unseren Kurator Frank-W. Blache, ihre wertvollen Exponate zur Verfügung stellen. Besonders freuen wir uns über die Kooperation mit dem Spielzeughaus Freinsheim, das über eine große Bing Sammlung verfügt.
Die Ausstellung läuft in Variationen bis Mai 2023. Termine für Fahrbetrieb, Mitmachtage und Sonderaktionen finden sie unter www.HPuSM.de sowie auf unseren Profilen auf facebook oder instagram.
Steigen sie ein und träumen sie ihre unerfüllten Kinderwünsche – oder setzen Sie die Kinder aufs klimaverträgliche Gleis…
Zur Ausstellung erschien eine Begleitbroschüre mit zahlreichen farbigen Abbildungen, die auch als ergänzender Führer durch die Ausstellung dient. Sie kann für 5,- €, über das Museum bezogen werden per Email an info@HPuSM.de